Juli 31, 2023

Als Lernender in der YOO - Interview mit Gabriel

«Mit der Erwartungshaltung alles zu wissen, fällt man auf die Fresse.»

Nach vier Jahren Lehrzeit hat Gabriel seine Informatiker-Lehre als Applikationsentwickler erfolgreich abgeschlossen. Wie es ist, als Lernender in der YOO zu arbeiten, was ihm Mühe bereitet und was ihn begeistert hat, erfahrt ihr im nachfolgenden Interview.

Lieber Gabriel, herzliche Gratulation zum erfolgreichen Lehrabschluss. Welches waren deine Highlights?

Gabriel: Danke! Ich schaue auf viele Highlights zurück (lacht). Gerade das Secret Santa, unser Wichtel-Verlosungs-Tool, hat als kleines Software-Entwicklungsprojekt angefangen, wurde immer komplexer und mauserte sich zu einer grossen Sache mit Webseite. Da staunte ich selber nicht schlecht (lacht). Auch an echten Kundenprojekten mitarbeiten fand ich super – beim ersten Kundenmeeting bei ABB war ich ganz schön nervös - das fand ich spannend. Dann natürlich mein Abschluss (Anmerkung der Redaktion: IPA 5.5 und Durchschnittsnote 5.4!) war super nice. Und auch, dass ich mich so gut integriert fühlte in der Firma - man getraut sich in den Jahren immer mehr und auch sich selber traut man immer mehr zu. Gerade die letzten Monate waren sehr lehrreich und im Rückblick sehr toll.

Gab es Lowlights? Wenn ja, welche?

Uff ja, die Corona-Zeit war sehr schwierig. Ich war frisch in der Lehre. Das Berufsleben war noch neu für mich und damit auch die Zusammenarbeit und die Kommunikation. Und plötzlich war ich monatelang ziemlich isoliert und keiner wusste, wie lange das noch so geht. Das war sehr komisch, so alleine zu sein. Natürlich ging es ganz vielen Leuten so. Es war zwar das Angebot immer da, jemanden anzurufen, aber als 16-jähriger ist das wahrscheinlich nochmals was ganz anderes als für gestandene Berufsleute. Das angenehme Klima in der YOO hat da bestimmt geholfen, dies zu verbessern. Durch die flachen Hierarchien erlebt man es als sehr einfach, jemanden zu kontaktieren - man kann alle ansprechen – und es helfen echt alle.



Und ich hatte Startschwierigkeiten in der Berufsmatur. Meine Noten waren zu Beginn nicht so gut, ich hatte Zweifel, ob ich das schaffen würde. Obwohl ich zwar mit der Lehre immer recht happy war, hatte ich eher Angst davor, ob mal Zweifel kommen würden, ob die Lehre das Richtige für mich wäre – aber diese Zweifel kamen irgendwie nie (lacht). Im Kollegenkreis kriegte ich Lehrabbrüche und die «Kein Bock-Mentalität» schon mit. Den Support von Beziehungen und speziell meiner Eltern war in dieser Zeit sehr wertvoll – es ist toll zu merken, dass man selber irgendwie auch etwas Biss an den Tag legen kann.

Welche Erwartungen an die Lehre und den Lehrbetrieb wurden erfüllt?

Ich hatte die Erwartung, dass ich in der YOO richtig ausgebildet werde. Dass ich hinterher «etwas kann». Und auch dass ich in echten Kundenprojekten mitarbeiten kann und ein cooles Umfeld habe, indem ich mich wohl fühle. Das ist besonders jetzt im Craft-Team der Fall – das freut mich enorm. Und auch die unangestrengten Kaffeepausen und Teamevents sind wichtig. Gerade durch diese lockere Arbeitsatmosphäre wird man als Lernender automatisch integriert. So kommt man ganz einfach mit Fachleuten in Kontakt, die man sonst eventuell nicht anspricht – ganz unkompliziert. Man ist dann nicht nur der Lehrling. Manchmal darf/muss man mal was vor versammelter Mannschaft am Wochenstart präsentieren. Man kann etwas bewirken oder ändern. Man hat wirklich auch eine Stimme als Lehrling. Wobei ich ja keinen Vergleich habe, es ist hier die erste Lehre, die ich mache (lacht). Trotzdem fand ich es recht gut.

Welche Erwartungen wurden nicht erfüllt?

Ich hatte mir während der Lehre Gedanken gemacht, ob ich auf dem Wissenstand bin, den ich brauche. Ich hatte Zweifel, ob ich genügend mitkriege. Ich konnte diese Bedenken zum Glück gut mit Marcel, meinem Berufsbildner besprechen. Ich war ja der erste Lernende in der YOO – da gab es noch nicht so viel Vorwissen. Wobei es generell als Software-Entwickler gut ist, in die Breite zu gehen und viele Technologien kennen zu lernen – Marcel hat mir verraten, dass die YOO bei den nächsten Lernenden, die demnächst starten werden, etwas früher aufs Wichtigste fokussieren wird.


Ich hatte auch die Vorstellung, dass man nach der Lehre ausgelernt ist. So eine Art Start/Ende-Sache: Am Schluss ist man fertig mit dem Lernen und kann drauflos arbeiten. Ich habe mit Haut und Haar erfahren, dass man nie aufhört zu lernen. Ich muss oft Yanick etwas fragen – aber er weiss die Dinge manchmal auch nicht. Man muss mit Unsicherheiten umgehen lernen. Lernen, woher man sich das Wissen holen kann. Es werden immer neue Dinge dazukommen – gerade in der Software-Entwicklung. Mit der Erwartungshaltung alles zu wissen, fällt man auf die Fresse.

Würdest du wieder eine Lehre bei der YOO machen?

Ja, auf jeden Fall. Ich glaube auch, dass die neuen Lernenden eine coole Zeit vor sich haben. Man ist gut aufgehoben und es ist ein gutes Umfeld, um viel zu lernen und die Vorgaben, damit man eine Lehre erfolgreich abschliessen kann, sind sehr gut.

Was würdest du neuen Lernenden mit auf den Weg geben?

Immer ruhig bleiben. Und immer hungrig bleiben auf Neues - man darf das Interesse nie verlieren. Man soll sich immer neue Ziele setzen - das ist eine gute Ausgangslage für eine Lehre als Informatiker.

Begleitende Berufsmatur ja oder nein? Wie war deine Erfahrung?

Wenn ja oder nein, dann ja. Aber es kommt damit noch etwas zur Lehre dazu, was recht viel Zeit und Aufwand in Anspruch nimmt und einem etwas abverlangt. Aber rückblickend bereue ich es überhaupt nicht. Ich konnte zwar oft nicht in den Ausgang gehen und musste mein Zeug machen. Aber man könnte im schlimmsten Fall die Berufsmatur auch abbrechen - ohne die Lehre zu gefährden. Du kannst eigentlich nur gewinnen. Man kann hinterher dann an die FH gehen – der Weg zum Studium ist offen. Das ist zwar bei mir jetzt nicht gerade aktuell - aber wer weiss. Ich hatte mir die BMS ehrlicherweise gar nicht zugetraut, aber rückblickend ist es wichtig, anzufangen, irgendwie geht es dann schon.

Du hast gesagt, bei dir ist ein weiterer Weg aktuell nicht geplant. Aber die Wege stehen dir offen. Was sagst du dazu?

Toll ist, dass ich in der YOO verschiedene Rollenmodelle sehe – Leute, die verschiedene Wege gehen für ihre Weiterentwicklung. Aber ich lasse nun das Leben erstmal etwas auf mich zukommen. Ich will mich weiter verbessern. Und dann muss ich zuerst noch herausfinden, was meine Vision ist. Ich freue mich sehr, dass ich im Craft-CMS-Team von Däni, Yanik, Elia und Yann einen Platz habe. Frontend liegt mir etwas näher.

Wie verändert man sich als Mensch während einer Lehre?

Ich finde, man verändert sich ziemlich - auch weil man in einer krassen Entwicklungsphase ist. Der Horizont verändert sich stark. Das ist nicht so einfach. Man lernt das Arbeiten in einer Firma, übernimmt Verantwortung, man ist Teil von coolen Teams. Am Anfang hat man sich selber ja noch nicht gefunden und begibt sich auf eine Reise. Man lernt mit der Erfahrung, mit Unsicherheit umzugehen. Und man lernt, sich durchzubeissen.

Das war sehr spannend, herzlichen Dank für deine ehrlichen Antworten. Nochmals herzliche Gratulation zum erfolgreichen Abschluss und zur Festanstellung als Software Engineer bei uns! Schön, dass du weiterhin Teil des Teams bleibst.

P.S. Die Erfahrung mit Gabriel als Lernendem fanden wir selber bereichernd. Darum freuen wir uns schon auf die nächsten Wochen, wenn wir gleich zwei Lernende bei uns zum Start in ihre Lehre bei uns begrüssen dürfen.

Interview: Kathrin Lindegger
Fotos: YOO AG

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