Wie kommen wir innert kürzester Zeit (innert fünf Tagen!) und ohne jeglichen Entwicklungsaufwand zu einem realistischen Prototyp, anhand dessen Hypothesen getestet und validiert werden können?
Meet the Design Sprint! Ursprünglich von Google entwickelt, zielt der Prozess darauf ab, schnell und ohne allzu grossen Aufwand testbare Lösungen zu erarbeiten. Im Kern der Methode steht die Diversität. Ein möglichst breit gefächertes und hoch motiviertes Team von Fachexperten durchläuft einen höchst strukturierten und zeitlich straff geführten Prozess. Dieser befähigt die Teilnehmer:innen und erlaubt es ihnen, sich voll und ganz auf die Aufgabenstellung zu fokussieren.
An fünf aufeinanderfolgenden Tagen werden Ideen erarbeitet, Entscheidungen getroffen und ein Prototyp entwickelt. Am Ende des Sprints steht
ein rudimentärer Prototyp, welcher Fragen zu Umfang, Funktion und Anforderungen des bevorstehenden Projektes beantwortet.
Am ersten Tag erarbeiten wir gemeinsam die zentrale Fragestellung. Diese bildet die Grundlage für die weiteren Schritte.
Die Diskussionen am ersten Tag ebnen den Weg für die kommenden Sprint-Tage. Am Morgen erarbeiten wir das Projektziel.
Als Nächstes wird eine rudimentäre Customer Journey Map erstellt, welche das Zusammenspiel zwischen den Akteuren, dem Unternehmen und dem Produkt bzw., der Dienstleistung aufzeigt. Diese dient als Grundlage für den Nachmittag.
Da wir keine Zeit für eigene Recherchen haben, sind wir auf eine Druckbetankung von (externen) Fachexperten angewiesen. In Interviews von rund 20-30 Minuten berichten diese Experten und erklären uns ihre Sicht der Dinge. Hierbei dient die Customer Journey Map als roter Faden. Im weiteren Verlauf des Sprints stehen uns diese Experten für fortlaufend auftauchende Fragen zur Verfügung. So können wir verrückte neue Ideen schnell validieren.
Zum Schluss wählen wir ein Ziel aus: ein ehrgeiziges, aber überschaubares Stück des zu lösenden Problems, welches wir in einer Woche gemeinsam lösen können.
Nun beginnt die kreative Phase. Ziel ist es, möglichst viele, idealerweise auch sich konkurrierende Lösungen auf Papier zu skizzieren.
Am zweiten Tag geht es darum, eine Lösung für die definierte Herausforderung finden. Der Tag beginnt mit Inspiration: eine Auseinandersetzung mit bestehenden Ideen, die neu zusammengewürfelt und verbessert werden.
Am Nachmittag skizziert jeder Teilnehmer mögliche Lösungen. Dabei wenden wir einen vierstufigen Prozess an, der kognitives Denken über kunstvolles Malen stellt. Die besten Skizzen bilden die Grundlage für unseren Prototypen, der am letzten Tag getestet werden wird.
Nach der Kreativphase folgt die Konsolidierung. Hier entscheiden wir, welche der Ideen zu testbaren Prototypen umgesetzt werden.
Am vorherigen Tag haben wir einen Stapel Lösungen erarbeitet. Einerseits ist das grossartig, anderseits aber auch problematisch. Wir können nicht aus allen Lösungen Prototypen erstellen. Wir müssen diese bewerten und die wenig erfolgversprechenden Lösungen aussortieren.
Am Vormittag werden die Lösungen kritisch geprüft und entschieden, welche der Ideen am besten auf das langfristige Ziel einzahlen. Am Nachmittag nehmen wir die besten Szenen aus diesen Skizzen und verweben sie zu einem finalen Storyboard. Dies bildet die Blaupause für den Prototyp.
Nun hacken wir mit einfachsten Mitteln einen möglichst realistischen Prototyp zusammen. Quick & dirty ist die Devise!
Am vierten Tag wecken wir das zuvor erstellte Storyboard anhand einer «Fake it» – Philosophie zum Leben und verwandeln dieses in einen realistischen Prototypen. Damit wir das in nur sieben Stunden bewerkstelligen, müssen wir hier eine pragmatische Haltung einnehmen und bedienen uns unterschiedlicher Strategien und Werkzeuge.
Wir haben nun eine Idee für unsere Lösung. Anstatt Wochen, Monate oder sogar Jahre für die Entwicklung dieser Lösung aufzuwenden, werden wir sie vortäuschen, indem wir lediglich die Fassade bauen. Keine Kellergeschosse, keine Klempnerarbeiten, keine Verkabelung, kein Hochbau. Nur eine Fassade. Aber eine Fassade, die uns zum nächsten wichtigen Schritt bringt.
Wir testen unseren Prototypen und holen uns Feedback von echten Anwendern und vom Management.
Bis hierhin haben wir vielversprechende Lösungen erarbeitet, die besten ausgewählt und einen realistischen Prototyp gebaut. Das allein wäre schon eine beeindruckend produktive Woche.
Am letzten Tag unseres Sprints gehen wir jedoch noch einen Schritt weiter: wir interviewen unsere Kunden und lernen, indem wir ihre Reaktionen auf unseren Prototypen beobachten. Diese Tests machen den gesamten Sprint lohnenswert: Am Ende dieses letzten Tages wissen wir, ob unser Ansatz funktioniert und was wir als Nächstes tun müssen.
Fazit:
Design Expertise alleine kann das Rennen um innovative Produkte niemals gewinnen. Das Geheimnis liegt im Projekt-Set-Up. Es braucht ein heterogenes und engagiertes Team, ein strukturierter Prozess und eine klare Richtung. Demnächst können Sie hier lesen, wie wir diese Methode im Fall eines renommierten Fachmagazins angewendet haben: Digitalisierung eines wissenschaftlichen Magazins